Pressestimmen
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Neue Osnabrücker Zeitung vom 13.01.2019:
Mit Tierfabeln gegen Fremdenhass
Warum der Satiriker Jaenicke in der Stadtkirche Delmenhorst Deutschlandfahnen schwenken lässt
von Vincent Buß
Ob Datenklau oder Patriotismus, Friedemann Jaenicke analysiert in seinem neuesten Programm satirisch das Zeitgeschehen. Und versteckt dabei seine kauzige Art nicht, wie das Publikum am Samstag, 12. Januar, in der Stadtkirche erleben konnte.
"Ich unterhalte mich nicht gerne mit Menschen" - so begrüßte der Künstler Friedemann Jaenicke sein Publikum. Ob das nun der Wahrheit entsprach oder Teil seiner Show war, war schwierig zu beantworten. Dass es in dem folgenden Lied um Selbstgespräche als Alternative ging, sprach eher für Letzteres.
Jaenicke war durchaus redselig, was auch einen Teil des Charmes seiner Show "Abstiegskarriere" ausmachte. Selbstironisch bezeichnete er sein erstes Stück als "Altherren-Swing". Wie auch in fast allen folgenden Liedern tobte sich der Pianist Jaenicke dabei am Flügel aus, ab und zu griff er aber auch zum Akkordeon. Begleitet wurde er von Frank Mattutat an Schlagzeug und Gitarre und der Klarinettistin Birgit Kmiecinski."Frank kann aber auch anders", kündigte Jaenicke nach dem "Altherren-Swing" an, als er eine Hip-Hop-Nummer anstimmte. Dass Mattutat dabei zunächst an die Triangel wechselte, sorgte für Kichern im Publikum. Jaenicke rappte dann über ein Kindheitstrauma: den Kauf von Hosen. Dabei wurde deutlich, wodurch sich der Bremer auszeichnet: Wortwitz, Textlast, Tempo. Und seine Klavierkünste in verschiedensten Genres. So folgten Raggae, Shanty, Volksmusik und Gospel.
Nachdem die ersten Stücke noch die Probleme des Alltags thematisierten, widmete sich Jaenicke bald darauf Größerem. Etwa der Computersucht. Menschen würden heute lieber online das Wetter prüfen, als kurz mal aus dem Fenster zu blicken, vermutete er. Was das Problem daran ist, erklärte er im nächsten Lied "Na dann gucken wir mal", das auch auf Youtube zu finden ist: Datenklau.
Als der Künstler dann erzählte, wie er neulich drei große Schnitzel für 3,95 Euro gekauft hatte, ahnte man schon, dass das keine beiläufige Anekdote war. "Was ist so ein Schweineleben eigentlich wert?", fragte sich Jaenicke und stimmte ein Lied über das gute Bio-Gefühl an. Natürlich wieder als Satire.Jaenicke musste nie ganz konkret werden
Deshalb wussten die Zuschauer sicher auch, dass kein Loblied auf Deutschland folgen würde, als Mattuta schwarz-rot-goldene Fahnen zum Schwenken austeilte. Die Hymne "Weltmeisterland" entpuppte sich dann auch schnell als Song über unberechtigten Nationalstolz, dank Zeilen wie "Das Rad ist ´ne deutsche Erfindung".
Zu deutlich und damit oberlehrerhaft wurde Jaenicke allerdings nie. Die ernsten Themen wurden meist in betont fröhliche Melodien und Texte verpackt, was nur betonte, wie absurd sie eigentlich waren. Das Lied "Tauben in Berlin" war eine Fabel. "Die Moral von der Geschichte kann ich Ihnen auch nicht sagen", erklärte Jaenicke vorab. Das musste er auch nicht. Es war eine Fabel über Fremdenhass.
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Interview mit der Nordwest Zeitung vom 04. Januar 2019:
Im Vorfeld des Konzertes in der Stadtkirche Delmenhorst unterhielt sich Nathalie Meng mit dem Satiriker am Klavier. Ursprünglich wollte er Pfarrer werden. Dann habe er aber seine potenziellen zukünftigen Kollegen unter die Lupe genommen und sich gedacht: Nee, doch nicht.
Passen Kirche und Satire denn überhaupt zusammen?
"Mir ist das Christentum wichtig. Aber ich habe einige Pfarrer gehört, bei denen ich mir dachte: Das hat nichts mit der guten Grundidee zu tun."
Sein als Gospelsong verpacktes Lied "Jesus im Herzen" etwa, ist eine Satire auf schönredende Pfarrer und die kommerziell orientierten amerikanischen Gottesdienstshows.Was ist Ihnen wichtiger: die Musik oder die Texte?
"Das Zusammenspiel aus beidem und der Humor."Würde eine Gesellschaft ohne Humor funktionieren?
"Schon, aber sie wäre nicht liebenswert."Durch welche drei Dinge sollte sich Humor auszeichnen?
"Er darf nie auf Kosten anderer gehen und sollte ein Zeichen der Fähigkeit zur Selbstkritik sein. Und natürlich muss er überraschen."Gibt es ein Grundanliegen in Ihren Liedern?
"Gegen Doppelbödigkeit und die schöne Scheinwelt anzusingen."Nordwest Zeitung vom 14.11.2017 (gekürzt):
"Friedemann Jaenicke am Flügel trat mit Schlagzeuger Frank Mattutat und Wilfried Wiechmann (Saxophon und Klarinette) auf. In dem rund zweistündigen Konzert ging es durch unterschiedliche Musikrichtungen: Blues und jazzige Klänge, aber auch Reggae und sogar einen Hip-Hop-Song hatten die drei Musiker im Repertoire. Das Lied "Monitor", in dem Jaenicke das Abtauchen in digitale Welten besang, erinnerte an Elektro-Pop aus der Zeit der Neuen Deutschen Welle.
Der Musikkabarettist aus Bremen griff in seinen Texten Alltagsprobleme und zwischenmenschliche Fragen auf. Als er über Frau Mustermann sang, die an ihrem Bügelbrett keine Muster mehr bügeln möchte, oder das Warten auf den Heizungsableser beschrieb, gab es im Publikum immer wieder Lacher.
In seinen bissig-ironischen Texten widmete sich Jaenicke aber auch gesellschaftlichen Fragen. So ging es um die Lebensmittel-Industrie: In einem Song über das gute Bio-Gefühl reihte der Musiker Markennamen von Produkten aus dem Lebensmittel-Discounter aneinander, die an eine Welt denken lassen, in der glückliche Bauern Kühe streicheln.
Und auch mit Spendenaufrufen und Konsumrausch zu Weihnachten rechnete der Sänger auf humorvolle Weise ab. "Woran merkt man, dass Weihnachten ist?" fragte er. "Am Schokoladenweihnachtsmann und an Ulrich Wickert", meinte Jaenicke mit Blick auf Spendenaufrufe, die in der Vorweihnachtszeit in den Briefkästen landen.
Das Bühnenprogramm lebte von der abwechslungsreichen Musik und Friedemann Jaenickes originellen Einfällen. Für den Auftritt der drei Musiker gab es viel Applaus."
(Antje Rickmeier) -
Delmenhorster Kreisblatt vom 20.10. 2011:
"Zuweilen spielte Jaenicke geschickt mit den Erwartungen der begeisterten Zuhörer. "Ohne dich" war ein Lied betitelt. Und nach einem traurig Vorspiel, erwartete ein jeder, das Jaenicke ein Herzschmerz - Lied anstimmt. Doch weit gefehlt. "Die Welt wär zu ertragen - ohne dich!" hob er mit beißendem Spott an und zielte auf Besserwisser ebenso wie auf Beamte, und schließlich auf sich selbst: "Ohne mich wär die Welt ein Paradies".
Kreiszeitung vom 26.7.2010:
"Höllisch aufpassen mussten die Zuhörer, um keine der herrlich witzigen Pointen zu verpassen, die der Satiriker mit schnellem Redefluss abfeuerte. Ein Kabarettist, der auf höchstem Niveau zu plaudern, zu musizieren und zu kritisieren verstand.
Erwähnt seien die Titel "Tanz den Che Guevara", "Verbandsbastelstunde" oder der anfängliche Rückblick auf die vier Jahreszeiten: Winter, Frühling ("der Mai ist der Monat der Bänderrisse"), Sommer ("bei 36 Grad im Schatten werden die Alten nicht mehr alt") und Herbst ...
Er möge doppeldeutige Texte, erklärte der Musiker. Er sei Kreisler - Verehrer und möge den Sprachartisten Sebastian Krämer. Doch schnell war klar: Wenn sich Friedemann Jaenicke an das Klavier setzt, dann findet er das, was jeder Liedermacher braucht: einen ganz eigenen und unverwechselbaren Ton."Weser Kurier vom 26.7.2010:
"Schwarzer Humor und kuriose Liebeslieder - Mit ausgeprägtem Wortwitz und den ganz feinen Untertönen nahm Jaenicke die Schwachpunkte unserer Gesellschaft gnadenlos aufs Korn. . . Familienidylle am Sonntagnachmittag, der gute Schein bleibt gewahrt, doch hinter den Kulissen bangt man um den Arbeitsplatz. "Gut, dass wir nicht wissen, was unser netter Nachbar nebenan so alles treibt, wenn Sie es trotzdem hören wollen, haken sie sich ein und schunkeln mit." Jaenickes Nachbarlied entpuppte sich als das reinste Sündenregister. Nach außen bibelfest und ein Ehrenmann, doch im Verborgenen trägt er eine ganz schwarze Weste.
Auch ein kurioses Liebeslied fehlte nicht. Nicht die holde Weiblichkeit wurde angehimmelt. Anstelle von Rosen ging es um Rosmarien und Nelken und um ein Tete a tete an der Fleischtheke: Jaenickes wahre Liebe ist ein schmackhafter Rinderbraten.
Zu guter Letzt erfüllte sich Jaenicke einen lang gehegten Traum: Einmal so singen wie der französische Chansonnier Jacque Brel - und das, ohne die Sprache zu kennen. Mit dem frankophilen Spottlied, ein echtes Meisterwerk, gelang Jaenicke der krönende Abschluss." -
www.kulturlabskaus.de:
"Die zum Teil im schnellen Stakkato dahingeratterten Worte erreichen manchmal erst nach einer Weile den Aha-Effekt. Ein Liebeslied an die Kaffeemaschine, "Der nette Nachbar" und Spannung pur bei "die Gefahr" mischte er grandios mit kleinen Sketchen, wie z.B. eine Trauung in 2:17 Min.. Mich erinnerten manche Ausführungen etwas an Ulrich Roski, dennoch ist Friedemann einzigartig in Ausdruck und Charme. Er weiss die vielen Facetten geschickt einzusetzen. Bei "Verkauf dich" kommt man als geneigter Bürger schon mal ins Grübeln und darf sich bei "Hahahahahaha" so richtig kringeln - zu schön! Man/Frau muss ihn wirklich erleben - ein Hochgenuss, beste Unterhaltung und persönliche Ansprache - eine würzige Mischung für einen wirklich amüsanten Abend!"
Weser Kurier:
"In selbst geschriebenen Liedern und Texten zeigte er seine humorvolle Sicht auf die Dinge des Alltags und sorgte damit für viel Gelächter."
Oberhessische Presse:
"Charmant und gleichzeitig zynisch mit Liedern wie: Verkauf dich!"
Marburger Neue Zeitung:
"Friedemann Jaenicke, stellte von Anfang an klar, "dass er nicht zum Spaß hier ist". Der Auftritt des Klavierspielers lebte von seinem Mienenspiel, das dem Fingerspiel auf den Tasten kaum nachstand."